Taxi fahren hat für mich noch immer etwas von Dekadenz. Bevor ich ein Taxi rufe, ist auf jeden Fall überprüft worden, ob es nicht auch per Freund, Bus, Bahn, Fahrrad oder zu Fuß gehen könnte. Und erst, wenn all diese Möglichkeiten ausgeschlossen sind, rufe ich ein Taxi. Taxis sind teuer und purer Luxus. Ich frage mich, ob die Menschen in New York tatsächlich ausschließlich das Taxi benutzen, wenn sie nicht mit der U-Bahn fahren, so wie man es in Film und Fernsehen immer sieht.
Wie auch immer, ich lebe jetzt ebenfalls in der Großstadt (nicht ganz New York) und wenn es nötig ist, muss eben ein Taxi her halten. Als ich letzte Woche mein Auto in die Werkstatt brachte um eine große Inspektion durchführen zu lassen, bot man mir dort an, einen Mietwagen für 15 Euro am Tag zur Verfügung zu stellen. Da ich bis auf eine Ausnahme alle Wege von und zur Werkstatt mit einer der oberen Alternativen bewerkstelligen konnte, nahm ich mir vor, dekadent zu sein. Ich wollte nicht laufen, ich wollte auch nicht herausfinden, wie die Busse in Duisburg fahren. Nein, ich wollte Taxi fahren. Und bestellte eins.
Ein freundlicher türkischer Fahrer empfing mich bereits als ich durch die Haustür trat. Ich sagte ihm mein Ziel und los ging es. Genau 30 Meter. Dann standen wir an der Ampel, die, und das müsst ihr mir glauben, echte dreieinhalb Minuten Rot zeigte. Eine Straßenbahn kreuzte und der restliche Autoverkehr bekam in der Zeit zweimal grün. Ab dort hatte bis auf eine Ausnahme wirklich jede einzelne verdammte Ampel Rotphase. Die Wut schnürte mir bereits die Kehle zu. Der freundliche Fahrer begann Small Talk mit mir zu machen, hatte aber nicht viel Erfolg. „Zu Besuch in Duisburg?“ „Nein, ich lebe seit einem halben Jahr hier und seitdem habe ich noch nie mitbekommen, dass es so was wie grüne Welle hier gibt. Jede zweite verf… Ampel ist rot. Mindestens. Das ist in Freiburg anders.“ „Ach, Freiburg. Da ist es schöner, oder?“ Mein schiefes Grinsen war Antwort genug.
An der Werkstatt angekommen betrug der Fahrpreis neun Euro. Der Fahrer entschuldigte sich und meinte, dass es für diese Strecke normalerweise keine sieben Euro kosten würde. Aber diese ständigen roten Ampeln. Gut, er konnte natürlich nichts dafür, ich gab ihm Trinkgeld, verabschiedete mich und nahm mir vor, beim nächsten Mal NOCH genauer zu prüfen, ob ich nicht doch zu Fuß oder mit dem Fahrrad an mein Ziel komme. Denn für Fußgänger und Fahrradfahrer gelten keine Ampeln, stimmt’s?
Ich glaube ich bin noch nicht bereit für Dekadenz. Ist eigentlich ein Mietwagen (für 15 Euro) dekadent?
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