Und er sprach, es werde Licht

An meinem allerletzten Tag in Basel, nach meiner allerletzten Nachtschicht, betrat ich um halb fünf Uhr morgens das Treppenhaus meiner Wohnstätte. Also dem Gebäude, das im Fahrstuhl-losen (gefühlten) 36sten Stockwerk das Wohnklo bereit stellte, welches ich für die Nacht nutzen durfte. Das Gebäude war alt, ebenso die Holzstufen der Treppen, die kräftig knarzten und ächzten. Auch die elektrischen Leitungen schienen nicht neuester Stand der Technik zu sein und widersetzten sich so ganz dem Eindruck, den die Überwachungskamera und die hochmoderne Gegensprechanlage mit Videofunktion versprach. Denn prompt an jenem letzten Morgen versagte das Flurlicht seinen Dienst. Und ich stand im Dunkeln.

Doch Hilfe war nah. Nicht in Form eines Feuerzeuges oder Streichholzes, da Nichtraucher. Auch nicht in Form einer im Rucksack befindlichen MagLite, da Nicht-Pfadfinder. Auch nicht in Form einer Fackel oder der Fähigkeit, im Dunkeln Sehen zu können, da Nicht-Filmheld. Der Mann von Welt hat dafür natürlich ein iPhone in der Tasche und darauf die wohl sinnloseste Applikation, von der er nie erwartet hätte, sie jemals zu brauchen. Nun war ihre Zeit gekommen. Der Name des Programms lautete Flashlight und es tat folgendes: es schaltete den Bildschirm des iPhones auf Komplett Weiß mit höchster Leuchtkraft und Kontrast.

So schritt ich die Stufen empor, langsam, bei jeder Bewegung gruslige Knarzgeräusche verursachend und nahm die Welt auschließlich in einem kurzen, weiß-bläulichen Lichtkegel wahr. Nur ich und die Geräusche. Und die Hoffnung, dass nicht plötzlich eine Gestalt vor mir stehen möge, wenn ich um die nächste Ecke biege, oder am Ende der Treppe etwas Schreckliches auf mich wartete. Ich erreichte die (tatsächliche) sechste Etage wohlbehalten. Froh, mein iPhone mit all seinen kleinen Programmen dabei gehabt zu haben.

Kommentare

  1. Der Kollege

    Zumindest bei mir war die Scheibe noch kaputt. Erstaunlich, dass sie überhaupt so lange kaputt zu sein scheint.

  2. Na das hätte ich gerne gesehen wir du in dem Hausflur mit deinem iphone in der Hand durch die Dunkelheit schleichst…. ist die Scheibe in der dritten Etage eigentlich immernoch kaputt… da zog immer so nett die Luft durch und hat pfeif Geräusche gemacht, das fand ich persönlich immer besonders gruselig… ;-)
    Aber jetzt bist du ja wieder zu Hause und hast wenigstans die Funktion in deinem iphone nutzen können. Wäre Basel nicht gewesen, hättest du wohl nie rausbekommen wofür man die Funktion brauchen kann ;-)

  3. MrsWilliams

    …und da soll noch einer sagen das iphone wäre nur sinnloses Spielzeug mit unnützem Kram drauf!

    Pffft – selbstverständlich ist dieses wunderschöne sinnlose Spielzeug ein Traum an Technik – inkl. Lichtschalter! :-D

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