Die Diskussion hält in dem Artikel „Und nun zur Werbung“ noch immer an. Darf man als Blogger, der etwas auf sich hält und seine Glaubwürdigkeit nicht verlieren will, für Geld Artikel schreiben? Als ich einem Bloggerkollegen vor kurzem erzählte, dass ich mich bei Trigami angemeldet habe, war sein erster Kommentar: „Was? Du verkaufst dich?“ Da zeigt sich schnell, wie kontrovers das Thema in der Blogosphäre ist und wie ernst es genommen wird.
Stellt sich also die Frage, warum man sich dann bei Trigami anmeldet, so wie ich. Einen Beitrag dazu wollte ich vor kurzem bereits schreiben, stoppte aber in der Mitte, weil mir Zweifel kamen. Ich wollte zumindest abwarten, bis ich erste Aufträge bekomme, sehe, wie das System ablaufen sollte, was genau ich verdienen würde und ob es tatsächlich etwas für mich ist. Mittlerweile bin ich seit zwei Wochen angemeldet und ich habe derzeit sechs Rezensionen angeboten bekommen. Würde ich alle annehmen, könnte ich damit insgesamt schon jetzt über 250 Euro dazu verdienen. Nicht schlecht, oder?
Die Frage ist letztlich nur, ob ich das auch will.
Folgendermaßen funktioniert das Prinzip Trigami. Der Blogger meldet sich an, erstellt ein Profil, in dem er angibt, worum es in seinem Blog primär geht, was die Schwerpunkte sind, vergibt Tags und verrät, wieviele Besucher und Seiten Impressionen er im letzten Monat hatte. Trigami vermittelt daraufhin Anbieter, die ein Produkt (meist eine Webseite oder eine Dienstleistung im Netz) besprochen, rezensiert, beworben haben möchten. Zusammen mit der Reichweite des Blogs (also wieviele Leser den Artikel überhaupt entdecken würden) errechnet sich ein Preis, von dem Trigami sich 30% für die Vermittlung schnappt. Die restliche Bezahlung geht an den Blogger. Dieser hat, nachdem er einen Auftrag bekommen hat, Zeit, sich zu überlegen, ob er ihn annehmen will. Entschiedet er sich dafür, hat er wiederum eine gewisse Frist, um einen Artikel zu schreiben und zu veröffentlichen.
Diese Trigami Artikel werden grundsätzlich schon am Anfang mit dem Satz „Dies ist ein von Trigami vermittelter und bezahlter Artikel“ versehen. So soll sicher gestellt werden, dass sich niemand betrogen fühlt und die Fronten geklärt sind. Das finde ich zunächst löblich. Sehr fein finde ich auch, dass Trigami Wert darauf legt, dass die Rezensionen fair, ausgewogen und gerne auch kritisch sein dürfen. Natürlich auf einer objektiven Ebene, ohne zu beleidigen oder falsche Behauptungen aufzustellen. Mehr hier und hier.
Nun liegt es in der Natur der Sache, dass der Blogger sich kaum Rezensionen aussuchen würde, in denen er auf dem Auftraggeber herum hackt. Und dieser würde vermutlich eine Zahlung verweigern, wenn man ihn völlig fertig macht. Deshalb sucht sich der Blogger ja auch das Thema, das am besten zu ihm und dem Blog passt. Trigami möchte in den Richtlinien auch sichergestellt wissen, dass eine solche Rezension sich nahtlos in das Blog einfügt, das heißt, der Stil soll gleich bleiben. So als würde der Blogger einen normalen Artikel schreiben und ein Produkt testen.
Es stellt sich natürlich die Frage, wie objektiv so ein Test sein kann, wenn man dafür Geld bekommt. Hier scheint mir der größte Knackpunkt zu sein und auch die größte Angst in der Blogosphäre. Verliere ich durch solche Artikel meine „Street Credibility“? Verliere ich dadurch Leser, weil ich mich habe kaufen lassen? Solche Fragen muss wohl jeder Blogger mit sich selbst ausfechten. Das Thema ist heiß, manche rufen schon zu komplettem Boykott von Blogs auf, die Trigami Artikel veröffentlichen.
Warum also habe ich mich angemeldet und habe ich mich kaufen lassen?
Natürlich habe ich mir genau überlegt, was ich schreiben möchte und was nicht. So steht für mich persönlich eindeutig fest, dass ich nicht nur des Geldes wegen über ein Thema schreibe. Schon gar nicht, wenn offensichtlich ist, dass ich mit dem Thema überhaupt nichts am Hut habe. Weiterhin würde ich auch nur über Themen schreiben, bzw. Produkte rezensieren, von denen ich persönlich auch absolut überzeugt bin. Sprich, es wären Artikel, die ich so oder so geschrieben hätte, nur mit dem Bonus, dafür eine kleine Überweisung zu bekommen. Die Überweisung würde an dem Artikel oder an meiner Überzeugung für das Produkt aber nichts ändern.
Natürlich kann man mir nun vorwerfen, dass solche Artikel ja kaum kritisch und objektiv seien. Schließlich würde ich ein Produkt in höchsten Tönen loben und dafür auch noch Knete beziehen. Ohne auf Nachteile einzugehen oder zu warnen. Die Auftraggeber hätten mich also gekauft.
Ich schätze mal, spätestens hier geht es einfach um Vertrauen. Die Blogs, die ich bisher gelesen und die Trigami Artikel veröffentlicht haben, waren sehr wohl auch kritisch. Sie hatten sich ein Thema gewählt über das sie Bescheid wussten und das sie auch bewerten konnten. Und keines der Blogs verlor in meinen Augen an Glaubwürdigkeit. Ich vertraue diesen Bloggern noch immer, dass sie eben nicht alles für Geld machen und trotz Bezahlung nur das schreiben, was sie wollen.
Sprich, auch ich hoffe auf dieses Vertrauen, dass ich nicht nur etwas in einen Artikel schreibe, damit ich die Überweisung bekomme. Was ich schreibe, meine ich auch so. Was ich zu bemängeln habe, bemängle ich auch. Wenn mir ein Produkt von vornherein nicht gefällt, dann möchte ich gar nicht erst Werbung dafür machen. Und wenn mir ein Produkt gefällt, dann gefällt es mir, egal ob man mir Geld gibt.
Was das nun für meine derzeitigen sechs Aufträge bedeutet? Ganz einfach. Nummer Eins ist ein Service, bei dem man sich für echtes Geld virtuelle Gegenstände oder virtuelles Geld in Online Rollenspielen kaufen kann (WoW, Herr der Ringe Online etc.) So etwas verabscheue ich grundsätzlich. Also weg. Nummer Zwei ist eine Art Social Network für Vereine. Ich bin in keinem Verein und habe mit Vereinen nichts am Hut (außer mit dem Vereinen zweier Menschen, haha). Also weg. Nummer Drei ist ein Hochzeitsportal. Muss ich mehr dazu sagen? Weg. Nummer Vier verkauft Kerzen, in denen Sprüche oder Gedichte stecken. Ist klar, ne. Weg. Nummer Fünf klingt interessant, ist ebenfalls ein Dienstleister, der Freelancer und Auftraggeber in der IT Branche so leicht wie möglich zusammen bringen will. Das ist zwar spannend und könnte echt etwas sinnvolles sein. Allerdings fehlt es mir hier an Hintergrundwissen um tatsächlich etwas berichten zu können. Also leider weg. Das letzte Angebot indes ist wieder frech und stinkt. In der Beschreibung steht, man könne und wolle nichts genaues darüber sagen. Es soll wohl ein Service sein, um sich bei geschlossenen Beta Tests anzumelden. Oder ist der Dienst selbst ein Beta Test und letztendlich was ganz anderes? Keine Ahnung, das Angebot klingt so unseriös, dass ich es sofort verworfen habe. Weg.
Sechs Angebote, 250 Euro. Und nichts für mich dabei. Bei allen hätte ich zwischen zwei und drei Wochen Zeit, einen Artikel von etwa 100 bis 400 Wörtern zu schreiben. Dabei sollte einmal der Name des Produkts und natürlich auch mindestens einmal der Link zur Homepage auftauchen.
Aber wie gesagt, bei keinem dieser sechs Angebote könnte ich ernsthaft behaupten, überzeugt zu sein und den Artikel in erster Linie aus Überzeugung geschrieben zu haben. Sicherlich könnte ich mir einfach die eine oder andere Webseite anschauen, darüber berichten, wie man sie bedient und wie praktisch das doch für die entsprechende Zielgruppe sein könnte. Aber ich bin nicht die Zielgruppe. Und deshalb verzichte ich.
Und nun natürlich wieder die Frage: Habe ich mich verkauft? Ich denke nicht. Und ich hoffe, dass ihr, meine leben Leser, mir auch weiterhin das Vertrauen entgegenbringt wie bisher. Trotz aller Werbemaßnahmen und Versuche, betreibe ich dieses Blog noch immer aus purem Spaß, schreibe nur über die Dinge, über die ich schreiben will und habe die gleiche Motivation wie früher (im Moment sogar noch mehr, seit sich meine Besucherzahlen stetig nach oben schrauben).
Vielleicht erscheint hier doch irgendwann ein Trigami Artikel von mir, aber dann könnt ihr auch davon überzeugt sein, dass ich selbst von dem Produkt überzeugt bin und mir gut überlegt habe, ob ich darüber schreiben möchte.
Ob Trigami mir für diesen Artikel hier wohl Geld geben würde?
Schreibe einen Kommentar