Digital soll alles sein. Und digital wird auch immer mehr. Egal wo, überall wird einem suggeriert, dass digital grundsätzlich besser ist. Doch in den meisten Fällen wachen die Menschen auf und erkennen den Trugschluss. Nicht alles digitale ist grundsätzlich besser. Denn digital heißt grundsätzlich künstlich. Aber das Leben ist analog und die meisten Menschen ziehen das echte Leben zum Glück einem künstlichen vor. Noch.
Ich als Technik-Freak begehe natürlich einen Frevel, wenn ich jetzt anfange über alles digitale zu wettern. Eigentlich möchte ich das auch gar nicht. Wer so viele digitale Geräte zu Hause hat, darf sich nicht beschweren. Oder bekomme ich etwa einen Zivilisationskoller? Mitnichten. Eher festigt sich in mir eine gesunde kritische Haltung gegenüber der Digitalisierung. Wenn alles um einen herum beginnt künstlich zu werden und künstliche Welten als das A und O beworben werden, so sollte man langsam beginnen, diese Bewertung zu hinterfragen.
Natürlich liebe ich (in völlig geek-haftem Sinne) meinen Rechner, meinen Fernseher, das Internet, den iPod, meine Nikon D50, mein Handy, mein schnurloses Festnetzphone, meine digitale Waage (naja, eigentlich liebe ich die nicht wirklich), meinen Dolby Digital Receiver und alles, was ich sonst noch an technischem Schnick Schnack herum fahren habe.
Das digitale Fernsehen liebe ich nicht. Noch nicht. Das liegt zum einen daran, dass ich Fernsehen allgemein nicht mehr liebe (ich mag lieber Filme auf DVD, haha). Zum anderen stelle ich eben hier fest, dass die Umstellung auf digital eben keinen Vorteil bringt. Zumindest für mich.
Wie vor kurzem berichtet, habe ich mir einen Digital Receiver geleistet und habe ihn nun angeschlossen und getestet. Mein Fazit: Das Bild sieht im ersten Moment besser aus. Ab hier fangen aber die Kritikpunkte an. Das Bild ist zwar etwas schärfer, aber gespickt mit unschönen Kompressionsartefakten (das kann man selbst ausprobieren, wenn man ein Foto nimmt und die JPEG-Komprimierung auf 20 setzt). Gerade bei schnellen Bewegungen zeigen sich Artefakte. Die Umschaltung von einem Kanal zum nächsten geht ein bis zwei Sekunden (das ist nicht viel, nervt aber auf Dauer doch). Die Handhabung des Receivers (Humax PR Fox C) könnte kaum umständlicher sein. Ich habe jetzt noch eine zusätzliche Fernbedienung herum liegen. Erst schalte ich mit einer den TV ein, dann mit der nächsten den Videorecorder, mit der nächsten den Digital Receiver und vielleicht wieder mit der nächsten den DVD Player und/oder den Verstärker. Natürlich habe ich auch eine Multifunktionsfernbedienung, die zwar vieles kann – aber eben doch nicht alles, weshalb alle Fernbedienungen weiterhin griffbereit unter dem Tisch liegen.
Achja, digital aufnehmen kann ich noch nicht. Der Receiver stellt sein Bild nur dem Fernseher zur Verfügung, nicht aber dem Videorecorder. Dieser will einfach nur das analoge Programm. Naja, nun hab ich zumindest beides noch. Denn die Programmvielfalt, die einem im digitalen Netz versprochen wird, muss natürlich teuer bezahlt werden. Wozu ich nicht bereit bin. Und deshalb habe ich kein Programm mehr als zuvor (Mitte August soll endlich das österreichische und Schweizer Fernsehen ins Digitalnetz eingespeist werden – dann sieht die Welt wieder etwas besser aus). Dafür fehlt im digitalen Netz eben so manches oder muss nachbestellt werden.
Mag sein, dass meine hier geschilderten Erfahrungen in anderen Städten viel besser aussehen, dass man mit anderen Receivern mehr Spaß hat, dass ich einfach zu pingelig und kritisch geworden bin. Aber ich möchte mich ähnlich wie beim nichts sagenden Digitalzoom bei Kameras einfach nicht mehr für dumm verkaufen und mir einreden lassen, dass mir der Wechsel auf Digital eine viel schönere Welt bietet. Denn das ist in den meisten Fällen gelogen. Die echte Welt ist analog. Auch wenn ich sie mit einem iPod und einer Digitalkamera durchstreife.
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