Hallo liebes Google Imperium. Ich möchte dir hiermit versichern, dass ich dich ganz doll lieb hab. Ehrlich jetzt. Und ich hoffe, du entschuldigst, dass ich dich einfach so duze. Schließlich weiß ich ja fast gar nichts von dir. Bist ja so schweigsam. Aber dafür weißt du mehr über mich. Im Grunde fast alles. Und ich nutze auch täglich mit großer Begeisterung mehrere deiner Produkte. Das freut dich bestimmt und berechtigt mich gewiss, einfach Du zu dir zu sagen. Oder?
Ach, Google, weißt du noch, wie Harald Schmidt früher zu Sat.1 Kuschelsender gesagt hat? Du bist mein Kuschelimperium. Mit der großartigsten Wohlfühlsuchmaschine. Und weiteren Schnuckeldiensten. Alles an dir ist einfach wunderbar. Das fängt schon beim Namen an. Er beginnt mit einem G. Wie mein Nachname. Und wie Geld, Gesundheit, Glück, Gute Laune, Geduld, Großzügigkeit, Grazie, Gentleman, Geradlinigkeit, Güte, Genuss, Gerne, Genie, Gehirn und Gefühl. Herrlich, oder? Und die beiden Os, die dann folgen, wie mütterliche Brüste, so einladend und beschützend. Schließlich das „gle“, das wie ein glucksendes, glückliches Baby klingt. Und von deinen fröhlichen Farben möchte ich gar nicht erst anfangen.
Aber hast du vor kurzem diese bösen Artikel in der c’t gelesen? Natürlich hast du, denn du hast ja auch die Links dorthin, nämlich hier und hier. Du weißt schließlich alles. Und genau das warf man dir in den Artikeln vor. Von Googlehagel sprach man dort (obwohl mir das Wortspiel schon gefallen hat) und von der Datenkrake. Ich glaube nichts davon, hörst du. Ich weiß, dass dein Motto „Don’t be evil“ auch wirklich so gemeint ist und auch immer so bestehen bleiben wird. Ich bin stolz in deinem Index zu stehen und hoffe, da auch noch recht lange zu bleiben, am besten so hoch platziert wie möglich (Wink wink). Ich glaube nicht daran, dass du alle Internet User nur zu gläsernen Kunden machen willst. Du musst Geld verdienen, natürlich, und das machst du ausgezeichnet. Und du gibst uns ja auch soviel zurück. Man denke nur an all die kostenlose Software und so.
Ich glaube nicht, dass du irgendwann wissentlich Informationen verschweigst, nur weil dir eine Firma, eine Weltanschauung oder gewisse Informationen nicht passen. Wenn du Seiten in China blockierst, ist das ja nicht deine Schuld, sondern Sache der dortigen Regierung. Wenn du BMW Deutschland ein paar Tage aussperrst, dann doch nur, damit die frechen Gören dort lernen, dass man dich nicht verarschen sollte. Wenn dein CEO CNet ein Jahr lang boykottiert, dann doch nur, weil sie in seinem Privatleben herum geschnüffelt haben. Bastarde.
Darum möchte ich mich auch bei Gmail anmelden, möchte mein Blog bei dir hosten lassen, möchte, ach, gib mir einfach alles von dir. Und nimm von mir, was immer du brauchst. Ich bin dein. Denn nur durch dich bin ich überhaupt vorhanden, hier im Netz. Ohne dich würde ich nicht gefunden werden, würde gar nicht existieren. Du bist das Alpha und das Omega, ich möchte wahrlich kein Imperium neben dir haben. (Verzeih, dass ich vor kurzem die Microsoft Suchmaschine benutzte – ich tat es nur um zu sehen, wieviel schlechter sie als deine ist)
Ich weiß, dass du mich durchschaust, dass du besser weißt, wer ich bin, als sonst jemand. Sicherlich weißt du, dass ich gerade eine neue Digitalkamera suche. Ich freue mich schon auf die Werbemails deiner Kunden, denen du freundlicherweise von meinen Wünschen berichtest.
Weißt du, manche vergleichen dich mit Microsoft, sagen, du würdest dein Monopol, dass du dir gerade aufbaust, missbrauchen. Sie sagen, du würdest irgendwann bestimmen, wer welche Informationen bekommt. Sie sagen, die amerikanische Regierung wird sich deine Daten irgendwann zu Nutze machen um unliebsame Regierungen zu stürzen, um konkurrierende Firmen zu korrumpieren, um Privatpersonen auszuspionieren. Sie sagen, du würdest dich vom Guten abwenden und auf die dunkle Seite der Macht begeben. Ich als treuer Star Wars Fan weiß, wie leicht der Weg dorthin ist. Doch ich weiß ebenso gut, dass am Ende das Gute siegt. Und so wird es auch bei dir sein. Oh Google, ich hab dich ganz doll lieb. Ehrlich jetzt.
P.S.: Ich weiß, dass du diesen Text nicht falsch verstehen und mir keine Anwälte auf den Hals hetzen wirst.
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