Ich liege entspannt auf dem Sofa und lausche einer Playlist eines bekannten Musik Streaming Anbieters. Und wundere mich, wie sehr die Playlist nicht zu meinem persönlichen Musik Geschmack passt. Jammernde Folk Songs wechseln sich mit Bossa Nova Stücken ab, deutscher Hip Hop wird nach einem Hard Techno Teil gespielt. Dann beginnt ein Titel von Mark Forster. Ich bin nicht mehr entspannt, springe spätestens jetzt auf und möchte dem Algorithmus hinter dieser Playlist meine Meinung sagen.
Bei diesem Anbieter leider nicht möglich. Es gibt genau zwei Listen, in denen ich vorgeschlagene Songs und Künstler auch bewusst ablehnen kann. In allen anderen habe ich nur die Chance, es über mich ergehen zu lassen oder den Song zu skippen. Gut, das ist schon mehr als ich beim Radio könnte. Dennoch frage ich mich, weshalb meine Möglichkeiten auch im Jahre 2020 noch so begrenzt sind und weshalb die dahinter stehenden Algorithmen meinen Musikgeschmack nicht besser ermitteln können.
Und die größte Frage ist, weshalb ich nicht öfter meinen Unmut äußern kann, dem Anbieter mitteilen kann, was ich auf keinen Fall wieder hören will. Ich kann Songs nur „herzen“ oder sie überspringen. Ich kann sie nur lieben oder ignorieren. Ich kann sie nicht hassen. Woran liegt das? Reagieren die Algorithmen mehr auf Liebe? Ist tief in den Eingeweiden der Musikserver Liebe stärker als Hass?
Eigentlich ein schöner Gedanke. Und vielleicht mehr mein persönliches Problem, als das des Anbieters. Kann dieser etwas dafür, dass ich einen so eingeschränkten Musikgeschmack habe? Kann er etwas dafür, dass ich mal auf einer Party Songs laufen ließ, die ich üblicherweise nie hören würde? Ist es seine Schuld, dass ich nicht immer bewusst zuhöre und zur Stelle bin, um Songs zu überspringen, sondern auch mal andere Dinge tue und Listen im Hintergrund weiter laufen?
Liebe ist stärker als Hass. Liebe mehr Musik und du wirst mehr davon hören. Okay, aber Mark Forster geht nun mal gar nicht, ey.
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