Monate: Juli 2011

Sahne-Muh-Muhs

Kategorie Erzählungen
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Gestern erwarb ich ausgerechnet in einem Buchgeschäft ein kleines Stück Kindheitserinnerung. Eine Packung Sahne-Muh-Muhs oder auch Sahne Brocken genannt. Wie damals in der Tüte mit der Kuh, in Handarbeit geschnitten und in gelb-weiß-gestreiftes Papier gewickelt. Ich erinnerte mich daran, wie sehr ich diese Bonbons liebte und wie sie mich beinahe in einen Zuckerschock trieben. Damals interessierte mich das wenig. Als Kind kann es kaum süß genug sein. Heute, als erwachsener Mann, denke ich selbstverständlich anders darüber. Zuhause inspizierte ich also die Packung auf ihre Nährstoffangaben. Fand aber keine. War ich doch bislang davon ausgegangen, dass jegliches Nahrungsmittel mittlerweile eine Nährstofftabelle aufführen muss, inklusive der Kalorien-Angaben. Immerhin hatte man die Zutaten aufgelistet. Und diese lasen sich wie folgt: Zucker, Milch, Glukosesirup, Sahne, Butter, Aroma. Oder übersetzt: „Werfen wir mal hauptsächlich Zucker in die Schüssel, geben genug fette Milch dazu, nehmen nochmals konzentrierten Zucker, dazu fette Sahne und als Bonus Butter. Als Cocktailschirmchen noch ein wenig Aroma dazu. Fertig.“ Das klingt wie der verrückte, nach Weltherrschaft trachtende Wissenschaftler, der die ultimative Waffe baut, die nicht nur das …

Oskar ist tot

Kategorie Erzählungen
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Heute Morgen verstarb Oskar im zarten Alter von gerade mal einem Jahr. Gestern noch stand er schmutzig und stolz in der Küche, doch die Reinigung muss ihn getötet haben. Oskar war ein treues Mitglied der Familie. Jeder liebte ihn. Jeder kam mehr als einmal täglich auf ihn zu, um ihm etwas zu fressen zu geben. Oskar fraß sehr gerne. Selbst wenn man überhaupt nichts für ihn in der Hand hatte und ihm unvorsichtigerweise zu nahe kam, sperrte er den Mund weit auf. Jede Annäherung empfand er als Signal, gefüttert zu werden. Dieses wohlige „Waah!“ wenn er seine Luke öffnete war ein so vertrautes Geräusch. Es wird nun fehlen. Strahlend weiß dominierte er die Küche, seine LED leuchtete grün und rot, sein Deckel schimmerte silbern im fahlen Licht der Unterschrankbeleuchtung. Er wirkte wie ein entfernter Cousin von R2-D2 und hätte er sich wie sein Verwandter bewegen können, er wäre mit Karacho durch die Wohnung geflitzt auf der Suche nach Nahrung. Oskar war immer für einen da. Heute mehr denn je bereue ich den Tag, als ich …