Viel zu oft stelle ich fest, ein Dinosaurier zu sein. Sei es beim Lesen, bei Filmen oder bei Musik. Zwar bin ich ein Geek, ein Gadget-Nerd und kaufe stets die neuesten technischen Geräte. Doch beim kulturellen Genuss kann ich mich einfach nicht von meinen analogen Gewohnheiten lösen. So halte ich noch immer lieber ein echtes Buch aus Papier in den Händen als einen eBook-Reader. Noch immer steht lieber eine BluRay meines Lieblingsfilms im Regal, als nur eine digitale Kopie auf irgendeiner Festplatte liegen zu haben. Und bei Musik, nun da habe ich schon lange gebraucht, um auf eine komplett digitale Sammlung umzusteigen. Aber Streaming?
Musik-Streaming ist für mich das Fast-Food des Musikhörens. Ich weiß nicht, was drin ist, ich möchte nur irgendwie satt werden. Vielleicht genieße ich es sogar kurz, bin danach aber sofort wieder hungrig und brauche mehr. Starte ich Spotify kann ich aus einer unüberschaubaren Anzahl an Playlisten auswählen, die ihrerseits eine unzählige Menge an Songs beinhalten. Die meisten mir völlig unbekannt. Was einerseits großartig ist. Ich starte eine Liste, die meiner jetzigen Stimmung entspricht und werde mit toller Musik bedient. Sie plätschert vor sich hin, sie dringt in mein Ohr und ist beim nächsten Song vergessen. Sie erreicht nicht mein Herz. Sie hat keine Bedeutung. Es ist Wegwerf-Musik.
Oder besser gesagt, die Art des Hörens macht sie zu Wegwerf-Musik. Ich habe keinen Bezug dazu, kenne meist weder Künstler oder Titel, ich verbinde keine Erinnerungen damit, keine Emotionalität. Anders in meiner eigenen Musiksammlung. Jeder Song hat dort seine Geschichte, sein Cover, seine Bewertung. Die Listen stelle ich zusammen, wie ich es für richtig halte. Es ist somit meine Musik.
Natürlich könnte ich das beim Streaming ebenso. Aber das fühlt sich an, als würde ich den Garten eines anderen verschönern. Ich habe nur für den Moment etwas davon. Zahle ich für das Streaming nicht mehr oder der Dienst stellt sein Angebot ein, bin ich ausgesperrt.
Und die Konsequenz? Ich bin wieder kurz davor, meine alten CDs aus dem Keller zu holen. Ja, vielleicht erstehe ich sogar einen günstigen Schallplatten-Spieler und versuche, meine alten Perlen auf Vinyl zu bekommen. Warme, analoge Musik. Zum Anfassen. Zum Genießen. Um sie zu behalten.
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