Wie kann es eigentlich sein, dass ich seit mittlerweile genau vier Jahren UX Designer bin und bislang kaum über dieses Berufsfeld geschrieben habe? Vielleicht, weil ich über meine anderen Berufe davor ebenfalls nicht geschrieben habe? Was nicht ganz der Wahrheit entspricht. Dass ich leidenschaftlicher Lokomotivführer war und im Herzen auch weiterhin bin, wurde bestimmt schon das eine oder andere Mal erwähnt.
Und da ist dieses Wort. Leidenschaft. Ist es nicht schön, eine Leidenschaft zu haben? Oder besser gesagt, eine Leidenschaft gefunden zu haben, der man regelmäßig nachgehen kann, egal ob privat oder beruflich? Wie oft erzählte ich in diesem Blog, dass Filme meine Leidenschaft seien? Wie gerne nahm ich mir TV-Serien vor, Apple Produkte, Gadgets und Spiele. Alles Dinge, die ich leidenschaftlich mag. Doch dies sind nur Dinge.
Einen erfüllenden Beruf ausüben zu können, dürfte neben Gesundheit, Liebe und sozialen Kontakten zum Besten gehören, was ein Leben bieten kann. Ich war Lokomotivführer, Disponent, Projektmanager und habe all diese Berufe, trotz mancher Tiefen, immer mit einer gewissen Begeisterung und Leidenschaft ausgeübt. Seit vier Jahren kann ich mich glücklich schätzen, UX Designer zu sein.
An dieser Stelle eine kurze Erklärung, was genau das ist. UX ist die Abkürzung für User Experience, also die Benutzererfahrung. Sie bezeichnet alles, was man als Anwender eines Gerätes (Maschine, System, etc.) vor, während und nach der Benutzung erlebt. Als UX Designer ist es meine Aufgabe, die Bedürfnisse der Anwender zu verstehen, die für sie beste Lösung zu kreieren und ihnen damit eine gute Erfahrung zu bieten. Sie in ihren Aufgaben zu unterstüzen und ihnen zu helfen. Jeder, der schonmal an einem Fahrkartenautomaten stand und noch vor dem ersten Tastendruck Angst hatte, was alles schiefgehen kann, während der Benutzung erlebte, was alles schief geht und am Ende zwar vielleicht mit einem Ticket, aber mit zehn Minuten verlorener Lebenszeit und Wut im Bauch dastand, weiß, wie eine schlechte Benutzererfahrung aussieht. Und dies ist nur eines von Millionen Beispielen.
In einer Welt, die so komplex geworden ist, die uns Jahr für Jahr abhängiger von Maschinen macht, ist es umso wichtiger sicherzustellen, dass diese Maschinen nicht nur zuverlässig funktionieren, sondern auch gut zu bedienen sind. Und wenn es geht auch ästethisch aussehen. Die Welt ist voll von kuriosen und gruseligen Beispielen, wie durch schlechte Usability (Benutzbarkeit) Inseln wegen Raketenwarnungen evakuiert wurden oder Atomkraftwerke fast zur Explosion gebracht wurden. Und diese dürften vermutlich zu den spektakulärsten Beispiele gehören.
Gute und schlechte User Experience erleben wir Tag für Tag in unserem Leben. Oftmals nehmen wir sie gar nicht mehr wahr. Nämlich dann, wenn die Dinge einfach funktionieren. Wenn wir keinen Gedanken daran verschwenden müssen. Ein gutes Design fällt nicht auf, ein schlechtes umso mehr.
Meine Aufgabe ist es, Anwender – Menschen – zu verstehen. Und ihnen Lösungen zu bauen, die ihnen ein gutes Gefühl geben. Sicherheit. Das Gefühl, die Dinge unter Kontrolle zu haben. Jederzeit die Aktionen und Informationen zur Verfügung zu haben, die sie benötigen. Lösungen, die ihnen schon im Vorfeld die Sorgen nehmen und sie mit einem beruhigten Gefühl zurücklassen. Lösungen, die Spaß machen, ihnen nicht im Weg stehen, sondern sie bereichern. Wie könnte man diesen Beruf nicht mit Leidenschaft ausüben?
In meinem bisherigen Leben habe ich Menschen mit Leidenschaft von A nach B gebracht, habe sichergestellt, dass sie ihre benötigten Waren erhalten, habe Projekte betreut, die Abläufe in Krankenhäusern verbesserte und darf nun jeden Tag mit Leidenschaft dafür sorgen, dass Anwender in ihrer täglichen Arbeit ihre Aufgaben schnell und sicher erledigt bekommen und ein gutes Gefühl haben. Ich hätte es kaum besser treffen können.
Ach ja, ich schreibe noch immer mit Leidenschaft.
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