Ich weiß noch ganz genau, wann und wo ich meinen allerersten Kaffee trank. Ich weiß es deshalb, weil es mit einer sehr schönen Erinnerung verbunden ist. Und, man ahnt es bereits, mit der Erinnerung an eine Frau. Meine erste große Liebe. Gut, so ganz stimmt das leider nicht. Ich war zwar verliebt, sie allerdings nicht. Dennoch war diese Liebe, diese Geschichte, für mich von großer Bedeutung. Inspirierte sie mich letztlich auch zu meinem ersten Roman.
Das erste Exemplar dieses Romans war damals noch eine sehr lange Kurzgeschichte, eine rudimentäre Aufarbeitung der Geschehnisse eines Aufenthalts in Österreich, auf dem ich das Mädchen kennen gelernt hatte. Mit einem gebundenen Ausdruck dieses ersten Exemplars im Rucksack macht ich mich auf den Weg nach Bruchsal, dem Wohnort der Angebeteten. Heute kommt mir das natürlich lächerlich und sogar gruslig vor, dass ich wie ein Stalker unangekündigt vor ihrem Haus stand und an der Tür klingelte. Und mich einige Stunden in der Bruchsaler Innenstadt herum trieb, weil sie nicht zu Hause war. Aber ich war jung und verliebt, was macht man da nicht für Dummheiten.
Als sie schließlich doch zu Hause war und mir die Tür öffnete, konnte mein Herzklopfen kaum größer sein. Sie freute sich, mich zu sehen, umarmte mich und bat mich herein. Und bot mir einen Kaffee an. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie zuvor Kaffee getrunken, wollte mir diese Blöße aber nicht geben. Ich musste den Mann von Welt geben, durfte mir meine Kindlichkeit nicht anmerken lassen. Ihr wisst schon, junge, verliebte Kerle, die den großen Macker markieren. Ich nahm einen Kaffee, mit Milch und Zucker. Viel Zucker.
Und er schmeckte vorzüglich. Ob er wirklich lecker war, oder einfach nur wegen des Zuckers so berauschend schmeckte oder ich ob der gesamten Situation einfach alles großartig fand, kann ich heute nicht mehr sagen. Kaffeetechnisch war ich an jenem Tag entjungfert worden und trank nun täglich welchen. Weiterhin mit Milch und Zucker, bis ich die (jetzige) damalige Freundin kennen lernte und auch vom Zucker abkam. Und so trinke ich meinen Kaffee auch heute noch.
Was aus der Angebeteten von damals wurde? Sie wusste, wie sehr ich in sie verknallt war, ließ sich aber nichts anmerken und ging auch nie darauf ein. Im Laufe der Zeit ebbten meine Gefühle ab, so wie sie es immer tun und es entwickelte sich eine wunderbare Freundschaft zwischen uns. Die Art von Freundschaft, der monatelanges Schweigen nichts anhaben kann und uns umso mehr freuen ließ, wenn mal wieder ein Lebenszeichen des anderen kam. Vor einigen Jahren kehrte sie Deutschland den Rücken und zog nach Portugal, in ihr Heimatland. Seitdem habe ich sie leider aus den Augen verloren.
Aber ich trinke noch immer Kaffee und weiß, wo ich meinen ersten Kaffee serviert bekam. Wisst ihr es auch noch?
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