An diesem Wochenende habe ich frei und ich werde mir die Zeit nehmen, einen Tag lang einfach nur in meinem Auto herum zu fahren. Und zwar so, wie ich es tagtäglich auf Deutschlands Straßen erleben muss. Auf der Hutablage meines Wagens wird ein Hut liegen, weil er dahin gehört. Und ich werde es nicht eilig haben, werde mich nicht provozieren lassen und werde die Ruhe selbst sein.
Am wichtigsten ist es, auf allen Straßen 70 Stundenkilometer nicht zu überschreiten. Besser ich fahre noch etwas langsamer. Dass die Straße vor mir frei ist und hinter mir etwa 20 Wagen her fahren (inklusive LKW) wundert mich nicht. Ich beachte es gar nicht, sondern freue mich über meine Freiheit. An Ortsschildern werde ich zweierlei tun. Wenn mir das Dorf gefällt, bremse ich am Ortseingang scharf auf 30 km/h ab und halte diese Geschwindigkeit bis etwa einen Kilometer hinter den Ortsausgang. Oder ich bleibe einfach bei meinen 70 Stundenkilometern, wenn ich das Dorf nicht mag. Ansonsten sind 30 Stundenkilometer Innerorts das maximale, das ich mir zutraue.
An Ampeln halte ich so, dass etwa zwei Wagenlängen Platz zu meinem Vordermann bleiben. Dann ruckle ich im Standgas langsam vorwärts, so dass die hinter mir stehenden Fahrzeuge gezwungen sind, ebenfalls langsam vor zu watscheln (oder eine peinliche Lücke in der Schlange zu lassen). Wenn die Ampel auf grün springt, gebe ich Gas, rolle aber so lange im ersten Gang, bis ich fast zum Stillstand komme, bevor ich in den zweiten Gang schalte und wieder eine Zeit lang warte, bis ich weiter beschleunige. Meist habe ich die 50 km/h erreicht, wenn die Ortschaft zu Ende ist (oder die nächste bereits anfängt).
Kreisverkehre sind ganz besondere Gebilde, die einer besonderen Sorgfalt und Aufmerksamkeit bedürfen. Wenn ich einen Kreisverkehr erreiche, so blinke ich zunächst mal rechts, bleibe aber abrupt stehen und vergewissere mich, dass von keiner Seite auch nur irgendein Fahrzeug in den Kreisel fährt. Erst wenn ich mir dessen absolut sicher bin, schleiche ich hinein in den Kreisel, blinke sofort links, nehme den Bogen extra weit, halte weiter Ausschau, blinke wieder rechts und verpasse vor lauter Gucken und Blinkerwechseln meine Ausfahrt, so dass ich noch zwei bis drei Runden drehen muss. Fährt ein anderes Auto in den Kreisel bleibe ich vor Schreck stehen.
Wenn unterwegs Traktoren oder Fahrradfahrer oder Motorroller die Fahrbahn versperren, bleibe ich hinter ihnen. Niemals würde ich es wagen zu überholen, selbst wenn die Gegenspur (die ja nur leidlich ausreichen würde) völlig frei ist. Fährt das, ich sage mal, Hindernis auf die rechte Seite um mich endlich vorbei zu lassen, so blinke ich erst, mache zwei bis drei Schulterblicke und fahre im Schritttempo an der Gefahrenstelle vorbei. Dann „beschleunige“ ich, wie oben beschrieben.
Natürlich fahre ich Vorausschauend. Biegt weit vor mir ein Auto auf meine Fahrbahn ein, bremse ich sofort stark ab. Nicht dass der Vordermann den Eindruck gewinnt, ich würde dicht auffahren oder gar drängeln. Nichts liegt mir ferner. Meist lasse ich ohnehin einen so großen Abstand zum Vordermann, dass der mich nicht mal im Rückspiegel sehen kann.
Hin und wieder werde ich gewiss auf die Autobahn müssen. Ich muss wohl kaum erwähnen, dass 100 km/h hier für mich die Höchstgrenze ist. Und die linke Spur gehört selbstverständlich mir.
Der Beschleunigungsstreifen muss sofort verlassen werden, selbst wenn ich noch nicht mal 50 Stundenkilometer schnell bin. Ähnlich verhält es sich bei der Ausfahrt. Hier sollte schon auf der Autobahn so extrem und abrupt abgebremst werden, dass man die Spur keinesfalls verpassen kann.
Natürlich ist mir klar, dass ich mir mit diesem Verhalten den Zorn so manchen Rasers aufhalse. Aber das kümmert mich nicht. Ich habe schließlich Zeit, muss keinen Termin einhalten, muss nicht zur Arbeit, habe keine schwangere Frau auf dem Rücksitz oder einen Koffer voller guter Ausreden, weshalb rasen erlaubt sein müsste.
Schließlich tue ich etwas für die Umwelt und die Verkehrssicherheit, wenn ich die anderen Autofahrer dazu erziehe, gefälligst langsamer als erlaubt zu sein. Ich hoffe wirklich, dass mein Beispiel weiter Schule machen wird, sich mehr diesem Grundsatz anschließen und plädiere hiermit für maximale 30 Stundenkilometern auf allen Straßen.
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