Letztens wurde ich auf einen heise-Artikel mit dem Titel „Der Fluch der kleinen Pixel“ aufmerksam. Darin ging es um den Misstand, dass die Fotoindustrie der Meinung ist, dem Kunden immer mehr Megapixel in viel zu kleinen Kameras mit viel zu kleinem Sensor zu verkaufen und dabei die Bildqualität zu verschlechtern. Genau beschrieben wird das bei 6MPixel.org, der Seite von Image Engineering, einem offenbar unabhängigen Testlabor. Teilweise gehen die Erklärungen zu sehr ins Technische und sind für den knipsenden Laien zu starker Tobak. Der Tenor allerdings ist klar und sollte jedem einleuchten. Wenn ich immer mehr Details auf meinen Fotos haben möchte, für die Abbildung aber eine immer kleiner werdende Sensor benutze, ist logisch, dass etwas falsch läuft. Die Kamera kann gar nicht alle Details darstellen und muss fehlende Bildpunkte selbst berechnen, was sich dann in starkem Rauschen äußert. Deshalb seien 6 Megapixel mit entsprechend großem Sensor auch absolut ausreichend bei Kompaktkameras.
Zwei Dinge finde ich hierbei interessant. Zum einen die Tatsache, dass der Kunde sich noch immer blenden lässt und wie annodunnemal bei der Gigahertz-Jagd der PCs (je mehr Gigahertz, desto besser) dem falschen Hasen hinterher läuft und damit eine Spirale in Gang hält. Jeder „weiß“ schließlich, dass mehr Pixel auch bessere Bilder bedeutet, deshalb werden nur Kameras mit noch mehr Pixeln verkauft und deshalb nur Kameras mit NOCH mehr Pixeln produziert. Mittlerweile haben die Kunden bei den PCs begriffen, dass Geschwindigkeit nicht nur von Gigahertz-Zahlen des Prozessors abhängen. Bleibt zu hoffen, dass 6MPixel.org dazu beitragen kann, diesen Lerneffekt auch bei den Kameras einzuläuten und die Industrie dazu zu bewegen, ihre Anstrengungen bei Kompaktkameras lieber auf bessere Objektive zu richten.
Was ich hierbei aber noch interessant fand, ist der sogenannte heise-Effekt. Denn kurz nach dem Veröffentlichen des heise-Artikels war 6MPixel.org einige Zeit nicht aufrufbar. Sie war geheised worden. Wenn heise einen Link setzt, werden die entsprechenden Seiten dermaßen mit Besuchern überhäuft und mit Anfragen bombardiert, dass viele Server einfach dicht machen (eine Schutzmaßnahme – die vielen plötzlichen Anfragen könnten ja auch von böser Einbruchssoftware stammen). Der Begriff geheised existiert mittlerweile auch bei Kommentaren in Blogs. Basic Thinking sinnierte kürzlich über die Frage, ob zuviele Kommentare überhaupt wünschenswert seien. Auf heise ziehen so manche Artikel Diskussionen in den Kommentaren nach sich, die sich in den vierstelligen Bereich begeben. Da ist es auch als Leser fast unmöglich, dem Thema noch zu folgen. Basic Thinking weist auf die Gretchen Frage hin, dass man als Blogger natürlich soviel Kommentare wie möglich möchte, andererseits aber auch irgendwann den Faden verliert und sich Diskussionen in den Kommentaren verselbständigen.
Ich persönlich habe mit all dem eigentlich nichts zu schaffen. Mein Blog wird wohl in nächster Zukunft nicht bei heise erwähnt werden (was auch irgendwie schade ist). Meine Artikel haben bisher noch nie mehr als 20 Kommentare nach sich gezogen (ebenfalls irgendwie schade – das könnte ruhig noch etwas mehr werden). Und meine Nikon D50 hat genau 6 Megapixel, was für einen DIN A4 Ausdruck eines Fotos mehr als ausreichend ist (wobei natürlich bei Spiegelreflex etwas andere Regeln gelten und 6MPixel.org nur auf die Problematik bei Kompaktkameras hinweist).
Manchmal hätte ich übrigens gerne wieder eine kleine Knipskamera, die man eben mal in der Brusttasche mitnehmen kann und die vielleicht doch etwas bessere Bilder als mein K800i schießt. Und was das Kommentieren angeht, wünsche ich mir, bei meinem neuen Design den Rekord zu brechen. Bald sollte es soweit sein.
Schreibe einen Kommentar