In Konstanz steht das Lago, ein Einkaufszentrum direkt am Bodensee. Also wirklich direkt am See. Sitzt man dort im Deli, einem herrlichen Restaurant im Obergeschoss des Lago, schaut man über die Gleise des Konstanzer Bahnhofs hinweg auf das Wasser und die Alpen im Hintergrund. Urlaubsfeeling macht sich breit. So achtet man auch nicht wirklich auf die Preise, bestellt das leckerste Thunfisch-Sandwich wo gibt und ein Focaccia-Sandwich mit Parmaschinken und Mozzarella, trinkt dazu Rivella und genießt. Genießt das Leben. Das sollte man viel öfter.
Und während ich sitze und kaue und genieße und mir denke, das Leben wäre nur halb so lebenswert, wenn ich auf all das Köstliche und Herrliche verzichten würde, nur um ein paar Kilogramm abzunehmen, nimmt am Nebentisch eine kleine Familie Platz. Zur Familie gehört auch eine alte Frau, geschätzte 100 Jahre alt, im Rollstuhl sitzend, den linken Arm offenbar nicht mehr funktionsfähig. Sie blickt aus trüben Augen und scheint verwirrt. All das hindert sie jedoch nicht daran, eine Zigarette in den wohl zahnlosen Mund zu stecken und selbst anzuzünden. Es hindert sie auch nicht daran, sich ein Glas Rotwein bestellen zu lassen und dieses genüsslich zu einer zweiten Zigarette zu leeren (zugegeben, die Hälfte des Glases verschüttete sie auf diverse Tüchlein während des Trinkens).
Und ich dachte mir, diese Frau genießt ihr Leben. Natürlich sollte sie aufhören zu rauchen, vielleicht ist Rotwein nicht mehr wirklich gesund für sie. Wer weiß. Vielleicht ist es aber auch scheißegal. Sie könnte auch in einem Zimmer hocken, sich von Äpfeln, Brot und Mineralwasser ernähen und auf den Tod warten. Sie aber lebte, rauchte, trank. Und als sie später von ihrer Familie hinaus gefahren wurde, winkte sie uns zum Abschied zu und lächelte. Als wollte sie uns etwas sagen.
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