Wenn man eine Homepage oder ein Blog startet, ist es irgendwann vonnöten, sich anzumelden. Bei Suchmaschinen, Verzeichnissen und Katalogen. Schließlich möchte man ja auch von Besuchern gefunden und wahrgenommen werden. Und gerade als Blogger bieten sich einem mannigfaltige Möglichkeiten, ein Blog sichtbar zu machen. Aber was genau bringt es eigentlich?
Ich kam zu der Überlegung, als ich mich vorgestern bei blogcatalog anmeldete. Man wolle meine Angaben und mein Blog prüfen und mich dann schnellstmöglich frei schalten, hieß es in meiner Bestätigungsmail. Tags darauf die Ernüchterung. Man hatte mich abgelehnt. Meine Seite sei entweder reiner Spam, rein kommerziell oder überhaupt gar kein Blog. Ich solle etwas ändern und meine Seite erneut prüfen lassen, schrieb man mir. Empört antwortete ich, allesroger.net sei auf jeden Fall ein Blog, und zwar schon seit zwei Jahren, es ist weder kommerziell, noch mit irgendwelchem Spam versehen und ich veröffentliche regelmäßig neue Artikel.
Kurz nachdem ich die Antwort losgeschickt hatte, durchfuhr mich aber der Gedanke, dass ich eine ganz andere Antwort hätte schicken sollen: „Ach l… mich doch.“ Denn was genau bringt es mir für einen Vorteil, dort gelistet zu sein?
Wenige Stunden, nachdem meine empörte Mail losgeschickt worden war, erhielt ich die Nachricht, dass man meine Änderungen nun akzeptiert und allesroger.net in den Katalog aufgenommen habe. Na prima. Aber welche Änderungen? Eher drängte sich mir der Verdacht auf, dass man die Verantwortlichen erst darauf stoßen muss, was ein Blog ist. „Hallo, ich benutze zwar kein WordPress, aber es ist dennoch ein Blog, okay?“
Was also bringt mir der Eintrag in ein solches Verzeichnis? Nun, zunächst einmal Schwanzvergleich. Viele Kataloge und Verzeichnisse sind gepaart mit Charts. Und überall, wo ich bis jetzt eingetragen bin, liege ich irgendwo zwischen Platz 498 und 1376. Also im Grunde Scheißegal wo und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Im Gegenzug packe ich natürlich den Button dieses Katalogs auf mein Blog und mache damit kostenlos Werbung. Chancen auf die vorderen Plätze zu kommen habe ich indes nie. Nicht mit den besten Artikeln kann man ein Bildblog oder den Promipranger überholen – Seiten also, die schon wieder eine ganz andere Art von Blog sind und nichts mehr mit einem privaten kleinen Sammelsurium wie dem meinen zu tun haben.
Beispiele für solche Charts sind Topblogs, Blogvisor, Blogorama
Dann gibt es auch noch jene Kataloge, deren Sinn ich einfach nicht kapiere oder die vermutlich nur dafür gemacht sind, von möglichst vielen Blogs verlinkt zu werden um selbst ein hohes Ranking und gute Trefferquoten in den Suchmaschinen zu erhalten. Mit dem Ziel, genug Geld durch Werbung zu verdienen. Nichts gegen ein paar Google Anzeigen. Aber wenn der Sinn in dem Katalog nur darin besteht, einfach Blogs aufzulisten und einzutüten, dann kann ich auch gleich bei del.icio.us oder gar bei Google suchen, wenn ich ein bestimmtes Blog oder bestimmtes Thema finden möchte.
Beispiele gefällig? Blog-web, Blog-sucher und kann mir mal bitte jemand erklären, was genau Blogverzeichnis eigentlich macht und was genau ich darin finden soll? Und warum?
Dann hätten wir noch Kataloge, die so völlig daneben sind. Das fängt schon bei der Präsentation an. Wenn ich das Gefühl bekomme, hier hat jemand einen Nachmittag mit Data Beckers Homepagemacher etwas zusammen gebastelt, hab ich schon keine Lust mehr. Nicht falsch verstehen, es muss keinesfalls Web2.0 Style und hipp sein. Aber wie professionell kann der Katalog, die dahinter stehende Redaktion (wenn vorhanden) und der Nutzen sein, wenn schon das Design und die Bedienung so laienhaft wirkt? Von den erklärenden Texten ganz zu schweigen (nicht wahr, Blog-Charts?) Ach übrigens Blogcharts – die Seite scheint ja noch im Aufbau zu sein, was den äußerst schmalen Katalog erklären würde. Aber wozu den Namen Blog-Charts benutzen, wenn doch schon auf der Startseite propagiert wird, eben KEINE billige Chartseite mehr sein zu wollen? Will da jemand mit altem und bekanntem Namen noch Ressourcen abschöpfen? Und bitte: der Slogan ist grausam und ALLES in pink zu halten ist grenzwertig.
Ebenso zweifelhaft ist Weblogkatalog und ebenso dünn ist Blogkatalog (sehr schön finde ich übrigens, jede mögliche Beschreibung gleich im Titel unterzubringen: blog-directory, blogdirectory, blog-index, blogindex, blog-katalog – DAS bringt Besucher und dient natürlich nur den eingetragenen Blogs, gelle?)
Dies ist bestimmt nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was man im Netz finden kann, um sein Blog einzutragen, und (hoffentlich) bekannt zu machen. Auf vielen vielen Blogs findet man viele viele kleine Buttons zu vielen vielen Charts und Katalogen, die den Blogs, die so viele viele Buttons haben, so wenig wenig nützen. Denn die Blogs (und dazu zähle ich leider auch das meine), die sich so bekannt machen (wollen) müssen, werden so niemals bekannt (s.o. was nützt Platz 673 in irgendwelchen Charts und was nützt ein Eintrag in einem Katalog, den niemand öffnet?).
Wenn Internet-User auf der Suche sind, nutzen sie Google (in den meisten Fällen). Wenn sie Blogartikel suchen, nutzen sie Googles Blogsuche (clever) oder Technorati (noch cleverer) oder … hastenichtgesehen. Ich könnte eine Menge aufzählen, was aber vermutlich den Rahmen sprengen würde. Denn die Frage ist immer noch: was bringt es mir, mich überall einzutragen und einen Haufen bunte Buttons in mein Blog zu kleben?
Meiner Ansicht nach nichts. Weshalb ich mich von allen Katalogen verabschiede, die ich oben aufgelistet habe. Aus ebenfalls oben genannten Gründen. Denn nicht mal Google selbst sagt mir, ich sei in einem dieser Kataloge verlinkt. Die einzigen drei, die ich akzeptieren werde sind: Blogato, weil es hier nicht um die Blogs, sondern um die Artikel geht und es keinen Schwanzvergleich gibt. Blog-Alm, weil das Verzeichnis sauber und anerkannt ist (auch wenn mir hier der Nutzen noch nicht ganz einleuchten mag – aber man verlangt zum Glück auch keinen Backlink). Und Bloggerei, weil man hier ebenfalls Artikel und viele nette Gimmicks serviert bekommt (auch wenn mich der Schwanzvergleich stört und der Backlink nunja, vermutlich nötig ist um den Artikel Index zu füttern). Achja, metaroll finde ich, wie schon mal erwähnt, wegen seiner Idee interessant, dass es sich aus der Blogosphäre selbst ernährt und pflegt. Aber ein Schwanzvergleich bleibt es dennoch. Schrecklich, oder?
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