Jahr: 2010

Die perfekte Musik

Kategorie Unterhaltung
Schreibe einen Kommentar

Und dann sieht man sie wieder. Auf dem Boden liegend. Auf diesem grünen, zertretenen Teppich, der weiß Gott wie viele schmutzige Schuhe und Füße bereits gesehen hat. Doch da liegen sie. Der eine auf der Seite, der andere auf dem Rücken, den Blick verträumt an die nicht minder schmutzige Decke gerichtet. Zwischen ihnen stehen zwei Gläser, welche wie Königsgarden die Flasche Whisky begleiten. Die Flasche und ihr kostbarer Inhalt ist warm. Die Hälfte davon bereits durch Gläser, Münder und Rachen geflossen, warm und seidig und erst kurz danach brennend wie ein kleiner Schreck. Die Lautsprecher, die das viel zu kleine Zimmer beherrschen sind mannsgroß. Mit fingerdicken Kabeln an eine überhitzte Endstufe angeschlossen, die digitale Musik aus einem der besten CD-Player übersetzt, umsetzt, und wahrhaft durchsetzt. Der Raum ist geflutet mit Musik. Mit brachialem Orchester, Geigen und Pauken, Hörnern und Harfen. Es ist die Musik eines Filmes. Es ist die Musik ihres Filmes. Der alkoholgetränkte Traum eines perfekten Nachmittags. Sie werden die Flasche leeren und einer der beiden wird sich an der Wand im Flur entlang …

Der Schrank

Kategorie Erzählungen
Kommentare 1

Der Schrank wog schwer in seinen Händen. Er hatte sich gar nicht mehr an sein hohes Gewicht erinnert. So lange hatte er in dem Keller gestanden. Vor sich hin gestaubt und gewartet, dass etwas passierte. Nun war es passiert. Der Schrank war verkauft. Und er trug den Schrank mit dem Käufer durch den langen Flur. Eigentlich hatte der Käufer den Schrank gar nicht erstanden. Seine Frau war es, wie er keuchend und hustend erzählte. Und, so fuhr er fort, er hatte ihr gesagt, das Angebot nicht anzunehmen. Schließlich wüsste er, was so ein Möbelstück kostete und es war ihm nicht wohl dabei, es für so wenig Geld zu erstehen. Auch wenn ihm klar war, dass es in Internetauktionen nur darum ging, Dinge für so wenig Geld wie möglich zu kaufen, so war ihm nicht wohl dabei, diesen schweren, dunklen Schrank gleich für sechs Euro und fünf Cent in sein Auto zu verladen. Er hätte dem Verkäufer lieber die Chance gegeben, den Verkauf noch einmal zu versuchen. Mehr heraus zu holen. Wenigstens zehn oder zwanzig Euro …

Wenn das Display flackert

Kategorie Technik
Kommentare 3

Auch ein MacBook geht hier und da mal kaputt. Und ich höre sie immer, die Aufschreie: „Waaas, wie kann denn ein so teures Gerät kaputt gehen?“ „Wie bitte? Da gibt man so viel Geld für aus und dann ist es nach nicht einmal drei Jahren kaputt?“ “ Also mein 600 Euro Gerät funktioniert immer noch einwandfrei.“ Ja, so ist das. Machen wir uns mal eines klar: Jedes Apple Produkt ist in allererster Linie nur ein Produkt. Es wurde nicht vom Himmel gesandt und auch nicht von Engelchen zusammen geschraubt. Es hat auch nicht die Segnung von Heiland Steve Jobs persönlich bekommen. Selbst mir als Apple-Fanboy ist das mehr als klar. Alles, was Apple herstellt, kann und wird irgendwann den Weg alles Irdischen gehen. Der etwas höhere Preis rührt nicht von dessen Langlebigkeit her. Apple Produkte kosten mehr, weil sie im Vergleich zu Produkten anderer Hersteller ein deutliches Mehr an Design, Komfort, Bequemlichkeit, Nutzen und Spaß bieten (und ja, mir ist selbst bewusst, das dieser Satz wie der eines Fanboys klingt. So what?) Ich ziehe hierzu …

Fahrrad geklaut

Kategorie Erzählungen
Schreibe einen Kommentar

Dumm ist es, einen Fahrradkeller nur als vergitterte Abstellfläche zu bauen. Im Hinterhof. Verborgen vor jeglichen Blicken. Aber einsehbar für jeden, der daran vorbei läuft. Und dadurch abschätzbar, welche Werte darin stehen. Gesichert nur durch ein normales Schloss. Man könnte auch frisches Fleisch in einen Korb legen und den hungrigen Löwen hinstellen. Irgendwann werden sie den Korb – von der Verlockung getrieben – geöffnet haben. Dumm ist es, sein Fahrrad in diesen „Fahrradkeller“ zu stellen und sich sicher zu fühlen. Dumm ist es, sein Fahrrad verkaufen zu wollen, die ersten Angebote aber nicht anzunehmen, weil man hofft, noch bessere zu bekommen. Dumm ist es, wenn der „Fahrradkeller“ schließlich aufgebrochen und das Rad gestohlen wird. Kurz vor dem möglichen Verkauf. Richtig dumm ist es, wenn man dann erst feststellt, die Hausratversicherung noch immer nicht abgeschlossen zu haben, deren Antrag seit Monaten auf eine Unterschrift wartet. Gar nicht dumm ist es, wenn der Dieb dieses Fahrrads böse stürzt und sich alle Zähne dabei ausschlägt und mindestens beide Beine bricht. Ja, das wäre alles andere als dumm.

Der Reiter

Kategorie Erzählungen
Kommentare 1

Das Pferd schnaubt. Angestrengt. Doch es wehrt sich nicht, steigt den schmalen, steilen Weg empor. Die Hufe kratzen und stampfen mühsam auf dem Fels. Ich ziehe meinen Hut tiefer ins Gesicht, um mich vor dem Regen zu schützen. Ein trauriger Versuch, ich bin bereits durchnässt. Schon als ich am Flussufer auf mein Pferd stieg war klar, dass wir nicht trocken bleiben würden. Schwarze Wolken am Horizont kündeten von lange ersehntem Regen. Ich höre eine Musik, eine Westerngitarre wird gespielt. Leise, zarte Klänge, die die Ruhe und die Atmosphäre unterstreichen. Regentropfen und Saiten. Manchmal ziehe ich an den Zügeln, spreche ein sanftes Ho! zu meinem Pferd, um ihm eine andere Richtung zu weisen. Der Gipfel ist bald erreicht. Es donnert und kurz darauf erstarrt die Landschaft für eine Sekunde in einer schwarzweißen Fotografie. Das harte Land zeigt sich in harten Kontrasten und unheilvollen Schatten. Und die Musik ändert sich. Jemand singt, so als käme eine völlig neue Szene. Das Schnauben, die Hufe, das Trommeln des Regens, der Donner, alles tritt einen Schritt zurück. Lässt der Musik …